Retro-Hardware aufbereiten: 30 Jahre alter Laptop läuft wieder

Seite 2: 30 Jahre später

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Etwa zehn Jahre lang blieb der Highscreen-Laptop im mehr oder weniger produktiven Einsatz, dann wanderte er in den Keller. Nun wollte ich wissen, ob der gewichtige Oberschenkelaufsatz nach zwanzig Jahren im Elektronikarchiv noch funktioniert. Der erste Einschaltversuch war aber erfolglos und geruchsintensiv: Nach dem Anstecken des Netzteils und Einschalten entwich der Frontseite des Laptops eine stinkende Qualmwolke – offensichtlich hatte wie befürchtet ein Elektrolytkondensator (auch unter der Kurzform Elko bekannt) den Geist aufgegeben.

Die tropfenförmigen Tantal-Elkos dienen als lokale Energiespeicher auf dem Mainboard. Stirbt einer infolge altersbedingten Kurzschlusses, gibt es Rauch und Gestank. Dafür ist die Fehlerquelle meist leicht zu finden.

Man findet Elkos in Computernetzteilen, wo sie für stabile Versorgungsspannungen sorgen, aber auch überall auf den Mainboards. Dort dienen sie als Energiespeicher und helfen aus, wenn nahe gelegene Chips mal für ein paar Millisekunden besonders viel Strom brauchen. Wie Batterien und Akkus altern Elkos und verlieren Kapazität. Im schlimmsten Fall kommt es zum Kurzschluss und beim Anlegen der Versorgungsspannung zu explosivem Verhalten.

Was zunächst wie ein Elektro-GAU aussieht und riecht, ist für die Fehlersuche ein Segen: Man sieht das defekte Bauteil sofort. Elkos, die mit fortschreitendem Alter an Kapazität verlieren, sind messtechnisch hingegen meist nur schwer zu ermitteln. Zeigen alte Computer Instabilitäten und sporadische Abstürze, wechselt man die üblichen Verdächtigen besser komplett aus. In meinem Fall war der Schuldige nicht wie vermutet ein Becher-Elko in der Spannungsversorgung mit flüssigem Elektrolyt, sondern ein kleiner tropfenförmiger Tantal-Elko auf dem Mainboard. Dank der Service-freundlichen Konstruktion des Highscreen-Laptops konnte ich das Mainboard vergleichsweise einfach ausbauen und den defekten Elko austauschen. Nach Wiedereinbau des Mainboards und Verbinden der Steckkontakte wagte ich, den Einschalter zu betätigen: Das Display wurde hell und zeigte den Startbildschirm – läuft!

Das Mainboard des Laptop 8100 beherbergt noch viele Standardkomponenten, wie sie in den zeitgenössischen Desktop- und Tower-PCs zum Einsatz kamen: die 368DX-CPU, den (hier bestückten) Sockel für den Floating-Point-Coprozessor, wackelige Pin-type-SIMMs und sogar einen 8-Bit-ISA-Slot für Erweiterungskarten – allerdings nur für kurze Boards.