Venus: Angeblich Erklärung für fast völlig fehlendes Wasser gefunden

Einst gab es auf der Venus wohl so viel Wasser wie auf der Erde. Das ist aber inzwischen fast rückstandslos verschwunden. Nun gibt es wohl eine Erklärung.

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Computergeneriertes Bild der Venus und davor herumrasender Atome

Künstlerische Darstellung der entkommenden Wasserstoffatome.

(Bild: Aurore Simonnet/LASP/CU Boulder)

Lesezeit: 3 Min.

Eine US-Forschungsgruppe hat angeblich ein großes Rätsel der Planetenforschung gelöst und kann erklären, wie die Venus fast all ihr Wasser verloren hat. Verantwortlich ist demnach das Molekül HCO+, das in den oberen Atmosphärenschichten des zweiten Planeten im Sonnensystems üppig vorhanden sein sollte, erklärt die Universität von Colorado in Boulder. Bislang hatte demnach aber keine dort tätige Sonde Instrumente an Bord, um dieses Molekül nachzuweisen. Und auch die geplante Sonde Davinci werde es nicht finden können, schreibt das Forschungsteam. Es hofft aber darauf, dass künftig eine Mission gestartet wird, die genau diesen Stoff suchen kann und damit bestätigt, dass er entscheidenden Anteil am Wasserverlust des Planeten hat.

Eigentlich gehe man davon aus, dass die Venus während ihrer Entstehung vor mehreren Milliarden Jahren etwa genau so viel Wasser erhalten hat wie unsere Erde, schreibt das Team. Während das gesamte Wasser auf unserem Heimatplaneten den aber gleichmäßig 3 km hoch bedecken könnte, würde das der Venus dort nur 3 cm hoch stehen. Seinen Ursprung hat dieser immense Unterschied demnach in dem starken Treibhauseffekt, den Wolken aus Kohlenstoffdioxid irgendwann in der Geschichte der Venus angestoßen haben. Die haben die Temperaturen dort auf fast 500 Grad Celsius an der Oberfläche steigen und dort vorhandenes Wasser verdampfen lassen. Aus der Atmosphäre sei das dann größtenteils ins All entschwunden. Trotzdem hätte deutlich mehr zurückbleiben müssen, als wir dort inzwischen vorfinden.

Mithilfe von Computermodellen hat die Forschungsgruppe ermittelt, dass das Sonnenlicht in der Venusatmosphäre nicht nur – wie bislang gedacht – in großem Umfang Wasserdampfmoleküle aufspaltet, sondern auch Kohlenstoffdioxid. Nicht direkt ins All entweichende Wasserstoffatome würden dann mit Kohlenstoffmonoxid zu HCO+ reagieren, das wiederum direkt auseinanderbricht, um überschüssige Energie loszuwerden. Die würde größtenteils an das Wasserstoffatom gehen, das nun mit hoher Geschwindigkeit ins All entweicht, zitiert das US-Wissenschaftsmagazin Science den Co-Autor Michael Chaffin. Das würde erklären, warum noch mehr Wasser verloren gegangen ist und weiterhin geht als angenommen. Stimmt die Hypothese, müsste HCO+ das häufigste Ion in der Venusatmosphäre sein.

Die jetzt im Fachmagazin Nature veröffentlichte Studie unterstreicht einmal mehr, wie viel wir über die Venus nicht wissen. Das liegt auch daran, dass der Nachbarplanet der Erde in den vergangenen Jahrzehnten zugunsten des Mars regelrecht ignoriert wurde. Aktuell kreist mit der japanischen Sonde Akatsuki nur eine einzige um die Venus, beim Mars sind es sieben – plus zwei aktive Rover. Inzwischen werden aber wieder mehrere Venus-Missionen vorbereitet. Zu den ambitioniertesten gehört die NASA-Sonde Davinci (Deep Atmosphere Venus Investigation of Noble gases, Chemistry and Imaging). Die soll aber erst Ende des Jahrzehnts starten. Das Missverhältnis ist zuletzt auch bei dem angeblichen Fund von Phosphin auf der Venus deutlich geworden, der vor Ort nicht überprüft werden konnte.

(mho)